Kgv Diekmoor e.V. >401<
Kgv Diekmoor e.V. >401<

Die Chronik vom Kgv-Diekmoor e.V. 401

In liebevolle Worte gefasst von unserem leider verstorbenen

Gf. Ernst August Böhm

 

Heide, Wald, Moor und endlose dunkle Knicks, eine urtümlich wilde Landschaft. Alte strohgedeckte Bauernhöfe und holprige Landstraßen, nur in unregelmäßigen Abständen das leise Klappern der nahegelegenen U-Bahn sowie von Zeit zu Zeit ein Flugzeug vom Flugplatz Fuhlsbüttel erinnern daran, dass man sich am Rande einer Großstadt befindet, in Langenhorn, einem kleinen Vorort von Hamburg.

 

Man schreibt das Jahr 1929. Die goldenen 20er Jahre neigen sich ihrem Ende zu. Aber waren sie wirklich so golden? In Langenhorn jedenfalls beginnen Menschen auf dem Grundbesitz eines Herrn Wagner sich ein Stückchen Land urbar zu machen, um ein paar Kartoffeln und etwas Gemüse anzubauen. Einer dieser Pioniere ist ein junger Handwerker: Walter Hillmann. Herr Hillmann - kurz nach seinem 80. Geburtstag verstorben - besuchte noch gerne unser Vereinshaus. Seine große Leidenschaft war, von alten Zeiten zu plaudern.

Herr Hillmann erzählte: „Wir begannen also 1929 zu graben. Es gab keine Vorschriften oder Anweisungen. Jeder tat, was er für richtig hielt. Der Besitzer des Geländes, Herr Wagner, war ein reicher Jude und Inhaber eines Hamburger Kaufhauses. Er erhob von uns keine Pacht. Einen Korb mit frischen Erdbeeren oder ähnlichen Gartenfrüchten nahm er als Gegenleistung jedoch gern. Jedes Jahr wurde einer von uns ausgewählt, die Früchte nach Winterhude in die Wohnung des Herrn Wagner zu bringen. Herr Wagner bot einen Schnaps und eine Zigarre an, somit waren die Früchte beinahe wieder bezahlt".

 

Ruhig und ohne besondere Vorkommnisse plätscherten die ersten Jahre dahin. Aber mit der Ruhe sollte es bald vorbei sein, denn die Nationalsozialisten kamen an die Macht. Es lag eine ungeheure Spannung über unserem kleinen Gartengelände. Der Grundbesitzer, Herr Wagner, war - wie bereits erwähnt - Jude, wir fast ausnahmslos Kommunisten und in der Ortsverwaltung Langenhorn waren Nationalsozialisten. Jetzt war es mit der Ruhe vorbei.

Herr Wagner verließ Hamburg, und wir wurden aufgefordert, uns zu einem ordentlichen Verein zusammenzuschließen. So entstand 1936 der Klein- gartenverein „DIEKMOOR". Unser Vorstand hieß Paulus Schröder. Er wurde von der Partei kommissarisch eingesetzt. Herr Schröder regierte unseren Verein bis 1939. Noch heute ist mir rätselhaft, weshalb wir gut miteinander aus­kamen. Schröder Nazi und wir Kommunisten. Es war wohl die beiderseitige Lie­be zu unserem Gartenverein „DIEKMOOR".

 

Paulus Schröder wurde am 15. August 1938 von Albert Görtz abgelöst. Auch Görtz wurde diktatorisch eingesetzt. Wahlen gab es damals nicht.

 

Zwei unserer Gartenfreunde wurden in den letzten Jahren des Krieges leider noch Opfer der Naziherrschaft. Sie wurden wegen ihrer politischen Gesinnung in ein Konzentrationslager gebracht. Der Gartenfreund Sengpiel und Kiem. Ihre Namen sind langjährigen Mitgliedern noch heute bekannt. Unsere Vorsitzenden Schröder sowie Görtz hatten mit der Sache jedoch nichts zu tun.

 

Am 1. Oktober 1945 wurde in unserem Verein DIEKMOOR zum ersten Male ein Vorstand demokratisch gewählt. Unser 1. gewählter Vorsitzen­der hieß Joseph Matlener.

 

Inzwischen hatte sich der Klgv. DIEKMOOR mit Riesenschritten ausgedehnt. Es wurde eine Ecke nach der anderen urbar gemacht und angegliedert.

 

Der Grundbesitzer, Herr Wagner, kehrte noch einmal nach Hamburg zurück. Er bot uns die „Wagnerische Koppel", wie es im Volksmund hieß, zum Kauf an. Er verlangte 0.90 Mark pro qm. Wir konnten nicht kaufen, keiner von uns konnte das Geld aufbringen. 1948 kaufte die Liegenschaft das Gelände, in deren Besitz es noch heute ist.

 

Das Gartengelände DIEKMOOR hatte seinen ursprünglichen Charakter schon seit Jahren verloren. Unser Bach, der sich einst wild durch unser Gelände schlängelte und jedes Jahr für große Überschwemmungen sorgte, wurde vom Reichsarbeitsdienst zu einem graden Wasserlauf umgebaut und damit ging auch das kleine Natur Bad in unserem Gelände verloren. Ja, ihr habt richtig gehört, wir hatten in DIEKMOOR eine Badeanstalt. Bademeister war unser ehemaliger Gartenfreund Volkers - vielen alten Diekmoorern noch bekannt.

1950 wurde Carl Junghans zum 1. Vorsitzenden gewählt und 1952 für weitere zwei Jahre bestätigt.

Soweit die Erzählungen des Herrn Hillmann bzw. Unterlagen entnommen.

Diekmoor war inzwischen einer der größten Gartenvereine Hamburgs geworden. Er erstreckte sich von der Langenhorner Chaussee bis zum U-Bahn-Damm am Laukamp, fast bis zum Neuberger Weg. In den Bombennächten des Krieges hatten viele Menschen ihre Wohnungen verloren und waren mit ihrer letzten Habe in Ihre Gärten geflüchtet. In den kleinen und teilweise leicht gebauten Gartenlauben suchten sie Unterschlupf. Nach Kriegsende holte man - oftmals nur mit Handwagen oder Kinderkarre ausgerüstet - Trümmersteine aus der Stadt und vergrößerte so die Lauben. Es entstanden die Gartenbewohner. Nur noch wenige Dauerbewohner mit ihren hübschen kleinen Häuschen sind Zeugen dieser Zeit.

 

In den 50er Jahren erreichte das Gartenleben erstmals einen Höhepunkt in " der Schreber-Geschichte. Wie bereits erwähnt, wohnten viele Menschen in den Gärten. Diekmoor hatte die Einwohnerzahl eines großen Dorfes. Andere erkannten bereits, dass man nicht nur ackern und Gemüse anbauen musste. Es entstand allmählich ein ganz neues Bild.

 

Die Typenlauben wurden Vorschrift. Sonnenschirme und Hollywoodschaukel bereicherten mehr und mehr das Gesamtbild. Die Schreber und Kleingärtner wollten ab jetzt diese Namen nicht mehr tragen, sondern nannten sich ab jetzt „Hobby- und Freizeitgärtner". Der Freizeitgarten war nicht mehr Privileg kleiner und armer Leute. Mittelständische Kaufleute und gut verdienende Menschen bewarben sich um eine Gartenparzelle. Die Bewerberlisten beim Vorstand waren oftmals unübersehbar.

 

Am 24. Januar 1954 hatten die Diekmoorer Gartenfreunde Frisörmeister

Max Welzel zum 1. Vorsitzenden gewählt. Max Welzel hatte auf seiner Parzelle am Foorthkamp ein stolzes Wohnhaus mit einem Frisör-Salon errichtet. Er war zu jeder Tageszeit ansprechbar. Der geeignete Mann für die schwere Aufgabe, die 300 Gartenparzellen mit vielen Dauerbewohnern zu verwalten. Wasserversorgung und Müllentsorgung waren noch keine Selbstverständlichkeit.

 

Ein großes Problem, oder besser gesagt, ein großer Wunsch entstand plötzlich wie aus heiterem Himmel. Man möchte doch mal mit anderen Gartenfreunden einen Skat dreschen oder mit ihnen ganz einfach nur bei Bier und Korn ein bisschen plaudern oder gar mit der Gartennachbarin mal tanzen. Ein Vereinshaus musste schnellstens her - koste es was es wolle!

 

1957 war es endlich soweit. Aus einer alten ausgedienten Militärbaracke, die

in dieser Zeit noch zu Hauf hier in Langenhorn standen, wurde ein kleines

Vereinshaus errichtet. Für geschäftliche Tätigkeiten des Vorstandes sowie für kleine gemütliche Zusammenkünfte reichte es erst mal. Mit großen Festen und Versammlungen gingen wir in den Gasthof „Zum alten Jäger" an der Langenhorner Chaussee - wo heute das Postamt steht. Der Satzstellung: „gingen wir", können Sie entnehmen, ab jetzt waren meine Frau und ich dabei! Wir gehören seit 1958 dieser Gemeinschaft an.

 

In den 60er Jahren hielt die Technik Einzug in unseren Verein. Es war zwar nicht schön, aber auch nicht aufzuhalten. Das Auto war auf dem Vormarsch! Es wurden Parkplätze und Garagen errichtet. Die Handrasenmäher wurden durch laut knatternde Motormäher abgelöst. Unsere alten Wasserpumpen, die uns Jahrzehnte mit Wasser versorgten, rosteten still vor sich hin, denn inzwischen wurden alle Gartenparzellen an das städtische Wassernetz angeschlossen. Auf einigen Gartenlauben erschienen hohe Fernsehantennen. So blieb auch in Diekmoor die Zeit nicht stehen.

 

Am 6. März 1970 stellte sich Max Welzel nach 16-jähriger Tätigkeit als 1.Vorsitzender nicht wieder zur Verfügung. Gewählt wurde der Regierungs- oberinspektor Rolf Baumann. Baumann wurde schon ein Jahr später, am 12. Januar, von Herrn Paul Thiele abgelöst; denn unsere Koppel löste sich von Diekmoor und man gründete einen selbstständigen Verein „FASANENMOOR". Damit war Herr Baumann 1. Vorsitzender von FASANENMOOR.

Wie bekannt, gibt es überall Höhen und Tiefen. Unser Verein blieb von weiteren Erschütterungen nicht verschont. Aus verwaltungstechnischen Gründen zerfiel unser Großverein immer weiter. Es entstanden als selbständige Vereine nach FASANENMOOR noch Diekmoor2 und Diekmoor3.

 

Ab 16. Januar 1972 übernahm der Lagermeister Karl Umland die Führung des Vereins. Er brachte viele neue Impulse und wurde 1975 für zwei weitere Jahre gewählt.

Wer meint, jetzt sei alles geschafft, der irrt; denn Kleingärtner oder besser gesagt Freizeitgärtner ruhen niemals. Das Vereinshaus wurde vergrößert. Es wurde ein Tanzsaal für ca. 100 Personen angebaut. Ein Spielmannszug wurde gegründet. Der Spielmannszug Diekmoor bestand in seiner Glanzzeit aus ca. 60 Spielleuten und war vermutlich der einzige Schreberspielmannszug der Bundesrepublik. Stolz waren die Gartenfreunde, wenn am Wochenende die musikalischen Klänge ihrer eigenen Kinder durchs Gelände tönten.

 

Zwei Rückschläge mußten wir hinnehmen. Unser Spielmannszug machte sich selbständig und verließ seine Geburtsstätte Diekmoor.1982, in einer Gewitternacht, stand plötzlich unser geliebtes Vereinshaus in Flammen! Es brannte bis auf die Fundamente nieder. Viele Kleingärtner verstanden die Welt nicht mehr

 

Doch, liebe Gäste, wer  kennt noch immer die  nimmermüden Freizeitgärtner nicht

 

Ein viel schöneres Haus entstand! Im August 1982 feierten wir Einzug in dieses wunderbare Haus. Nicht nur Mitglieder des KGV - DIEKMOOR treffen sich hier zu Versammlungen oder Feierlichkeiten aller Art. Viele Freunde aus Nachbarvereinen sowie Bürger aus umliegenden Wohngebieten Langenhorns besuchen gerne unser Vereinshaus

 

Wird fortgesetzt

Auszugweise entnommen aus der Broschüre >Das Wort zu Diekmoor< von 1996

Verfasst von Gf Ernst August Böhm und Gf Gerhard Skirde

 

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